Ein schwerer Sturm der Gefahrenstufe “orange” war für den Morgen angekündigt. Er wurde vom irischen meteorologischen Institut “Brendan”, nach dem Heiligen Brendan, dem irischen Schutzpatron der Schiffer, benannt. Sicherheitshalber haben wir das Auto umgeparkt, damit die große Pinie nicht womöglich den Winden nachgibt und auf unser Auto fällt. Der Sturm fiel dann zum Glück viel zahmer aus, Brendan war gütig zu Land und See. Ein paar Schiffe haben sich in die Bucht von Bantry geflüchtet, um geschützter zu sein. Im Hafen anzulegen sei den Reedereien zu teuer, erzählt unser Nachbar Noel.
Wir haben uns das Toben angeschaut: Lars hat gefilmt, ich, sicher im Auto sitzend, gepinselt, und am Ende gab es sogar noch ein Gedicht. Brendan von seiner besten Seite!
BRENDAN DER REISENDE
Brendan reist wieder,
kommt von Westen wie einst,
doch nicht mit einem Curragh,
stattdessen auf dunklen Wolken,
reitend den Sturm.
Der Blackbird taumelnd im Gebraus,
die Seagulls spielend mit Brendans Gewalten,
Strommasten knicken Streichhölzern gleich,
die Gischt vernebelt Sicht und Sinn,
die Wellen tragen Brendan in die Bucht.
Doch geziemend einem irischen Apostel,
seit vielen hundert Jahren legendär,
Brendan verschont Mensch und Tier,
zieht vorüber und beschert fast eilend
einen seligen Blick auf blauen Himmel.
Paddy stellt den Whiskey weg,
und Frank öffnet seine Ladentür.
Brendan ist wieder Geschichte
und nach dem Sturm klingt’s vertraut:
„How is the weather like?“
Lars Bessel